15.-16. Mai 2013: 3. Nationale Impfkonferenz, München

Effekte der Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe auf die Epidemiologie von Otitis media und Pneumonie bei Kindern in Deutschland von 2007 bis 2011

Mathilda Diel1, Maren Laurenz1, Kathrin Krause1, Ralf Sprenger2, Andreas Busse3
1Pfizer Pharma GmbH, Berlin, 2CONVIDIA clinical research GmbH, Münster, 3Kinder- und Jugendarztpraxis, Tegernsee

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Fragestellung: Die Routine-Impfung von Kindern mit Pneumokokken-Konjugatimpfstoffen (PCV) begann in Deutschland im Jahr 2007 (generelle Impfempfehlung der STIKO für alle Kinder bis zum 2. Lebensjahr). Während die Abnahme invasiver Pneumokokken-Erkrankungen nach Einführung der Impfung bei Kindern nachgewiesen wurde1, ist der Effekt von PCVs auf nicht invasive Erkrankungen bislang in Deutschland nicht beschrieben worden. Um diese Frage zu klären, wurde der Einfluss von PCVs auf die Epidemiologie von Otitis media (OM) und Pneumonie bei Kindern in Deutschland untersucht.

Methoden: Retrospektive Diagnosedaten aus dem IMS Health VIP® Erhebungspanel wurden für eine Zeitreihenanalyse ausgewertet und als primärer Endpunkt Veränderungen der ICD10-Diagnoseraten von OM (H66, H65) und Pneumonie (J18) gewählt. Die Subdiagnose Lobärpneumonie (J18.1) wurde als relativ Pneumokokken-spezifische Form der Pneumonie untersucht. Die Periode vor Impfeinführung (2003-2006) stellte die Baseline dar und wurde verglichen mit den OM- bzw. Pneumonie-Diagnoseraten in den Jahren 2007 bis 2011 (nach Beginn der generellen Impfung mit PCV7 sowie Einführung von PCV10 und PCV13). Die Berechnung der prozentualen Reduktion erfolgte adjustiert an die Größe der jeweiligen Alterskohorte, für die statistische Analyse wurde das Poisson-Modell verwendet.

Ergebnisse: Während der Baseline-Periode wurden bei Kindern im Alter von 0-4 Jahren im Mittel jährlich 1.403.497/391.828 eitrige/nicht-eitrige OM-Episoden sowie 287.166 Pneumonie-Episoden registriert. In 2011 reduzierten sich die Diagnoseraten für eitrige OM/nicht-eitrige OM um 19,3%/25,9% (entsprechend 270.875/101.483 Episoden) signifikant (p jeweils <0,0001). Die Pneumonie-Diagnoseraten sanken im Jahr 2008 um 17,0% (p<0,0001), die Folgejahre zeigten hier einen Wiederanstieg, der zu einer Abnahme in 2011 von 10,3% führte (p<0,0001). Bei der Subdiagnose Lobärpneumonie war die Abnahme mit 87,6% in 2008 noch deutlicher. Auch hier kam es zum Wiederanstieg, in 2011 betrug die Abnahme noch 42,4% (p<0,0001). Hochgerechnet erkrankten im Zeitraum 2007-2011 1.180.160 weniger Kinder an eitriger oder nicht-eitriger OM sowie 111.133 weniger an Pneumonie. Die Analyse für die 5-10-Jährigen ergab ähnliche Tendenzen. Ausgehend von im Mittel jährlich 786.251/256.256 eitrigen/nicht-eitrigen OM- sowie 181.389 Pneumonie-Episoden während der Baseline Periode, erkrankten hochgerechnet im Zeitraum 2007-2011 829.125 weniger Kinder an eitriger oder nicht eitriger OM bzw. 96.137 weniger an Pneumonie.

Schlussfolgerung: Nach Einführung von PCVs zeigt sich bei Kindern in Deutschland ein deutlicher und signifikanter Rückgang der OM- sowie der Pneumonie-Episoden. Eine mögliche Erklärung des Wiederanstiegs bei den Pneumonien könnte die Zunahme von Erkrankungen durch Serotyp 19A sein. Die Ergebnisse belegen die wachsende Evidenz für den positiven Effekt der PCV-Impfung bei Kindern auch bei nicht invasiven Erkrankungen.
1M. van der Linden et al., Vaccine 30 (2012) 5880-5885